Eine ungeküsste Lady

Historischer Liebesroman – Evesham Reihe

Es ist der schönste Kuss ihres Lebens.
Doch wer ist der Mann, der ihn ihr gab?

Als Lady Rose Evesham beschließt, dass es höchste Zeit für ihren ersten Kuss ist, entwirft sie eine erfolgversprechende Strategie, um bald nicht nur geküsst, sondern auch glücklich verheiratet zu sein.

Der Mann, dem die Ehre ihres ersten Kusses zuteil wird, steht bereits fest. Er ist von angenehmem Äußeren, von Adel und ein vielversprechender Heiratskandidat. Tatsächlich erscheint der Lord zum verabredeten Zeitpunkt und küsst sie. Obwohl sie sein Gesicht nicht sieht, weiß Rose: Diesen oder keinen wird sie zum Gatten nehmen.

Monate später erfüllt sich ihr sehnlichster Wunsch – sie wird den Mann heiraten, dessen Lippen sie in einer verzauberten Sommernacht auf ihren spürte. Doch dann merkt sie, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugeht.

Nichts an seinem Benehmen erinnert an den verwegenen Gentleman in jener Nacht. Oder liegt sein verändertes Verhalten an der Rückkehr des düsteren Marquess of Cavanaugh, dem einzigen Zeugen ihres Stelldicheins, den Rose aus tiefstem Herzen verabscheut?

Romantisch – fesselnd – mitreißend. Der neue Regency Liebesroman von Emmi West erzählt von einem Kuss, der alles durcheinanderwirbelt, von großen und kleinen Geheimnissen, von tief empfundenen Gefühlen und von der großen Kraft der Liebe, die in all ihren Formen triumphiert.

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Leseprobe:

Lady Rose Evesham war niemand, der die Dinge dem Zufall überließ; erst recht nicht etwas so Wichtiges wie den ersten Kuss.

Sie war siebzehneinhalb Jahre alt.

Dies war ihre erste Saison.

Ihre Schwestern waren schon verheiratet mit Gatten, denen sie in tiefster Liebe zugetan waren und ihre Freundinnen hatten alle mindestens einen Verehrer, die meisten sogar zwei. Es war nicht so, als ob Rose ein Mauerblümchen wäre, oh nein, ihre Tanzkarte war stets voll. Aber … sie seufzte und tastete noch einmal nach dem Billetdoux in ihrem Retikül. Ja, es war an Ort und Stelle. Beruhigt ließ sie den Blick über die Anwesenden schweifen und entdeckte schnell den fuchsroten Schopf von Richard de Coucy. Er war der Grund für das Aber, das beständig in ihrem Kopf kreiste. Aber warum hatte noch keiner ihrer Tanzpartner sie geküsst?

Wenn sie den Berichten ihrer Freundinnen Glauben schenken konnte, dann war ein Kuss der Vorbote einer Verlobung. Sowohl Lady Rowena als auch Lady Nicolette hatten errötend und unter gespielt verlegenem Lachen gestanden, dass sie den Männern, mit denen sie in absehbarer Zeit verheiratet sein würden, einen Kuss gestattet hatten. Wenn man ihnen glauben konnte, was Rose tat, dann hatten die jeweiligen Verehrer sich gleich anschließend erklärt und bei den Vätern um die Erlaubnis ersucht, sich mit den Ladys zu verloben. Die prachtvollen Ringe ihrer Freundinnen legten Zeugnis davon ab, dass ein Kuss sehr wohl der erste Schritt auf dem Weg zu einer Hochzeit war, gleichgültig was Roses Anstandsdame und ihre Eltern dazu sagen würden, wenn sie von Roses Absicht gewusst hätten.

Aber weder ihr Vater, noch ihre Mutter – und erst recht nicht Mrs. Prisson, ihre Aufpasserin – ahnten etwas von ihrem wagemutigen Plan.

Sie würde Richard de Coucy küssen.

* * *

Fünf Minuten würde sie Richard noch geben. 

Wenn er dann nicht hier war, um ihr ihren ersten Kuss zu schenken, würde sie gehen, und zwar nicht nur rastlos hin und her, sondern schnurstracks nach Hause. Warum nur hatte sie sich in den Kopf gesetzt, unbedingt heiraten zu wollen? Es gab genügend Frauen, die entweder spät oder gar nicht heirateten. Ja, sie liebte Richard, aber vielleicht waren zwei Wochen doch nicht lang genug, um schon angesichts eines fehlenden Heiratsantrags ungeduldig zu werden und die natürliche Ordnung der Dinge umzukehren, indem sie ihren Auserwählten zu einem Kuss aufforderte.

Was, wenn Richard so abgestoßen von ihrem unweiblichen Benehmen war, dass er sich einer anderen zuwandte? Mama und Papa hatten ihr oft genug gesagt, dass es ihr an Demut mangelte. Vielleicht wollte Richard eine demütige Frau. Nein, das konnte sie sich nicht vorstellen. Er war doch selbst so forsch und wagemutig, wie sollte er da eine Gattin haben wollen, die fügsam mit ihrer Stickarbeit in der Ecke saß?

Ein anderer, fürchterlicher Gedanke schoss durch ihren Kopf. Was sollte sie tun, wenn sie sich geirrt hatte und Richard de Coucy gar nichts für sie empfand? Womöglich fand er ihren Brief albern und beschloss, sie zum Gespött zu machen, indem er seine Freunde hierherführte und ihnen Lady Rose präsentierte, die sich nach einem Kuss von ihm verzehrte?

Sie strich sich eine Strähne aus dem Gesicht, die sich bei ihrem unruhigen Lauf zwischen den Hecken gelöst hatte und dachte angestrengt nach. Immerhin war sie schlau genug gewesen, den Brief nicht zu unterzeichnen und das Siegel, das sie benutzt hatte, konnte nicht zu den Eveshams zurückverfolgt werden. Es war eine schlichte Rose als Stempel, das ihre Schwestern ihr zum 14. Geburtstag geschenkt hatten. Das hieß, selbst wenn der schlimmste aller denkbaren Fälle eintrat und sie sich zum Narren gemacht hatte, würde niemand außer Lord de Vere davon wissen.

Es hatte einen kleinen Moment gegeben, da war sie sicher gewesen, dass er sie hatte küssen wollen. So absurd es war, für den Bruchteil einer Sekunde hatte sie sich danach gesehnt, dass er es täte, mit einer wilden, völlig verrückten Sehnsucht im Herzen danach, dass seine dunklen Augen sie anders anschauten als kalt und abschätzig. Doch dieser Moment war vorübergegangen, genauso wie das Kitzeln in der Nase, wenn sie eine der Stallkatzen hochhob und ihre Nase im weichen Fell vergrub.

Rose seufzte und beschloss, den Rückweg anzutreten. Sie stand auf und strich sich das Kleid glatt, dann drehte sie sich noch einmal um und schaute, ob sie nichts vergessen hatte. In vielen Romanen verrieten die unschuldigen Heldinnen ihre Anwesenheit an einem verbotenen Ort, weil sie ein Schmuckstück verloren oder ein Taschentuch. Sie beugte sich über die Marmorbank und richtete sich wieder auf, als sie sicher war, dass nichts auf ihre Gegenwart hindeutete. Vielleicht war Richard de Coucy aufgehalten worden und sie traf ihn unterwegs? Rose wollte sich gerade umdrehen, als sich zwei Hände von hinten auf ihre Schultern legten. 

Ihr Magen machte einen Satz und der beißende Geschmack von Angst legte sich auf ihre Zunge. Warmer Atem streifte ihren entblößten Nacken. »So reg’ dich, Holde, nicht, wie Heil’ge pflegen …« Die Stimme war kaum mehr als ein Raunen, aber Rose wurden die Knie weich vor Erleichterung. Er war gekommen! Sie hatte recht gehabt, Richard de Coucy lag etwas an ihr! Erneut wollte sie sich umdrehen, aber die Hände hielten sie sanft aber nachdrücklich an Ort und Stelle. »Bleib, meine Schönheit«, flüsterte er und streichelte ihre Schultern. Von seinem Körper ging eine wohltuende Wärme aus, die sie von den Fersen bis zum Haaransatz fühlte, obwohl er sie nur an den Schultern berührte, die noch dazu mit Mamas Tuch bedeckt waren.

»Ich freue mich, dass Sie doch noch gekommen sind«, sagte sie und schrak zusammen, als sie ihre eigene Stimme hörte. Sie klang, als wäre sie alle Treppen ihres Elternhauses bis zum Dach und wieder herunter gerannt. Das Atmen fiel ihr schwer und was sie eben noch für Wärme gehalten hatte, wuchs sich zu einer verzehrenden Hitze aus. Wie schaffte er es nur, so gelassen zu bleiben?

»Ich will Sie küssen«, stieß Rose hervor, entschlossen, endlich hinter sich zu bringen, was sie sich vorgenommen hatte. Die Vorstellung, ihm noch näher zu sein, sandte einen merkwürdigen Schauer durch ihre Gliedmaßen. Sie fühlte und hörte sein warmes Lachen gleichzeitig.

»Immer mit der Ruhe, Lady Rose«, flüsterte er. »Ein Kuss ist nichts, was man überstürzen sollte. Vor allem nicht, wenn es der erste ist.« Es klang halb wie eine Frage, tastend, zögernd, jedes Wort wie eine hauchzarte Berührung in ihrem Nacken.

»Natürlich ist es mein erster Kuss. Wofür halten Sie mich?«

Wieder dieses Lachen, das ihr durch und durch ging, nur diesmal hatte es einen spöttischen Unterton. »Für eine sehr … neugierige junge Lady.« Seine Hände waren, ohne dass sie es gemerkt hatte, weiter zu ihren Oberarmen gewandert. Sicher durfte sie das erlauben, wo sie ihn doch um etwas viel Gewagteres gebeten hatte? Vor allem, wenn es sich so anfühlte, als würde er sie halten, ohne sie festzuhalten. Rose atmete einmal tief ein, um ihre sich immer weiter verwirrenden Gedanken zu klären. Wie lange wollte er denn noch warten? Die Spannung, die sich in ihrer Körpermitte anstaute, schien mit jedem Atemzug weiter zu wachsen. Ihre Beine hatten angefangen zu zittern, was merkwürdig war, denn wann immer sie von einem Kuss gelesen hatte, setzte die körperliche Schwäche der Heldin erst dann ein, wenn sich die Lippen der Frau und des Mannes berührten. Ihr war jetzt schon so, als fiele sie jeden Moment in Ohnmacht!

Seine Hände machten sich an dem Seidentuch zu schaffen, dass de Vere ihr vorhin umgelegt hatte. Er wollte doch nicht etwa … nein. Seine Hände lösten geschickt den Knoten, ohne ihr Kleid oder mehr zu berühren. Dann, schneller als sie es für möglich gehalten hatte, hielt er das Tuch in den Händen. »Der erste Kuss sollte etwas Besonderes sein«, flüsterte er. »Ich möchte, dass Sie ihn nur fühlen, Mylady. Nichts als unsere Lippen, die unter dem Schutz der Nacht aufeinandertreffen. Wenn Sie es danach vorziehen, er wäre nie geschehen … nun, dann können Sie ohne zu lügen behaupten, Sie hätten mich nicht gesehen. Was man nicht sieht, ist nie passiert, nicht wahr?«

»Das klingt vernünftig«, stieß sie hervor. Irgendwo in ihrem Kopf war Rose sicher, dass seine Logik einen Fehler hatte, aber sie fand ihn nicht, denn jetzt legte er ihr das Tuch um die Augen und band es am Hinterkopf mit einem Knoten zusammen. Zwei männliche Hände legten sich um ihre Taille und drehten sie herum. Dabei stützte er sie und das war gut, denn ohne seine Stärke hätten ihre Beine endgültig nachgegeben. Es war, als hätten sämtliche Sinne in dem Moment an doppelter Stärke gewonnen, in dem ihre Augen ihre Umgebung nicht mehr wahrnahmen.

Der Wind war von einer lauen Brise zu einem steten Wehen angeschwollen, das die Blätter und Zweige wie unter dem Streicheln von Händen erzittern ließ. Der Duft des Grases stieg ihr in die Nase und vermischte sich mit einem herben Eau de Toilette, das sie in tiefen Zügen einatmete. Zusammen mit dem leichten Duft nach orientalischen Zigarren und Seife ergab die Mischung einen betörend fremden Geruch, den Rose sich niemals zu vergessen schwor. Es duftete besser als Papier und Druckerschwärze, besser als die Lavendelscones der Köchin und der Earl Grey am Morgen zusammen. »Derweil mein Mund dir nimmt, was er erfleht.« Seine Stimme war so nahe, dass sie beinahe zusammengezuckt wäre, aber die Sanftheit in seinen Worten ließen sie all ihren Mut zusammennehmen und an Ort und Stelle verharren. Er zog sie näher an sich.

Ende der Leseprobe.

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